Ansgar Brinkmann ist wohl einer der ehemaligen Fußball-Profis, die mit am meisten zu erzählen haben. Wohl auch deswegen hat er mit „Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich“, auch sein zweites Buch herausgebracht, in dem er viele Anekdoten aus seiner Karriere erzählt. Bald geht er auf Lesereise und ist am 3. August auch in Essen (11Freunde-Bar) zu Gast. Im Vorfeld sprach Funkemedien-Redakteur Patrick Friedland aus der Veranstaltungsredaktion mit dem 49-jährigen Brinkmann.
Herr Brinkmann, wie kann man sich einen Live-Abend mit Ansgar Brinkmann und Peter Schultz vorstellen? Nur eine normale Lesung zu halten, wäre uns zu einfach. Ich erzähle persönliche Erlebnisse, Peter behandelt alles aus journalistischer Sicht. Wir besprechen zusätzlich aktuelle Themen rund um Fußball, werfen aber auch einen Blick auf die Vergangenheit. Wer kommt, erhält Informationen, die so nicht in der Tagespresse stehen. Wer weiß, dass ich schon mal Jürgen Klopp als Zimmerkollege hatte, wird natürlich neugierig, was damals passiert ist. Die Leute lachen viel, das ist immer wieder schön mitzuerleben.
Gab es negative Reaktionen von ehemaligen Mitspielern auf das Buch? Die Jungs, die erwähnt werden, hatten beim Lesen selber Spaß und wissen ja, wie ich ticke. Meine Mutter sagte immer: „Ansgar, wenn du dir selber schadest, ist es ok. Anderen schaden ist nicht so gut.“ Daran habe ich mich immer gehalten. Mir selber zu schaden, wird ja wohl noch erlaubt sein.
Bereuen Sie irgendwelche Geschehnisse? Da fällt mir nichts ein. Wenn mir junge Fußballer sagen, „Das würde in der heutigen Zeit als Fußballer gar nicht mehr gehen“, antworte ich immer: „Keine Sorge, das ging zu meiner Zeit auch.
Ein prägnantes Zitat aus dem Buch lautet: „Eine große Klappe gehört zum Profifußball dazu.“ Davon ist bei vielen Spielern in der heutigen Zeit nicht mehr viel zu spüren – wäre eine Karriere á la Ansgar Brinkmann mit all den Sprüchen und Aktionen überhaupt noch möglich? Jemand wie ich würde in einem Nachwuchsleistungszentrum keine Woche mehr überleben. Das ist schade. Wir können über junge Leute keine Schablone legen, man muss denen Platz zum Atmen und Kreativität lassen. Natürlich werden die Jungs aber gut betreut, vieles läuft besser als damals bei mir.
Sehen Sie im heutigen Fußball, in Deutschland wie international, überhaupt noch irgendwo „echte Typen“? Gibt es jemanden, der Sie an Sie erinnert, vom Typ oder auch vom Spielerischen? Da sind noch ein paar Jungs unterwegs, die Spaß machen. Kevin-Prince Boateng ist so einer. Und bei Luka Modric geht mir das Herz auf. Das ist noch ein echter Straßenfußballer, der ist Sechser, Achter, Zehner in einem und gewinnt dir pro Saison acht Spiele im Alleingang. Generell: Alles hat seine Zeit. Meine ist vorbei, jetzt sind andere dran, die sich in ganz anderen Umständen zurechtfinden müssen. Es fällt schon auf, dass alles sehr glattgebügelt ist. Irgendwann fragt der erste Reporter „Wie fühlen Sie sich?“ und der Spieler antwortet mit „Das müssen Sie den Trainer fragen.“ So weit darf es nicht kommen.